Einen Traum verwirklichen....

Vorwort : "  Das Jahr des Aufbruchs "        In meinem Herzen und in meiner Fantasie bin ich schon immer ein leidenschaftlicher Reisender gewesen. Nicht jeden zieht es in die Ferne, doch ich hoffte immer, irgend etwas Neues zu finden, was ich noch nicht kannte. Es ist die Neugier. Wer nicht neugierig bleibt, der versagt viel früher und wird dann auch keine Lust mehr am Leben haben. Neugier muß man bis zum Schluß haben. Dies ist ein kleiner, wenn man so will, Bericht einer Reise und doch kein üblicher Reisebericht - ich werde in der zeitlichen Reihenfolge der Geschehnisse einige Unordnung verursachen, eine chronologische Ordnung einzuhalten fällt mir schwer. Wenn ich von einer Begebenheit berichte, fallen mir so viele andere Geschichten ein. Hinzu kommt, dass mir die Gegenwart immer wichtiger erschien, als die Vergangenheit. Es handelt sich hierbei also nicht um einen wehmütigen Rückblick sondern vielmehr um eine Liebeserklärung an eine Insel. Die Idee schlug ein wie die oft zitierte Bombe: "Wollen wir nach KRETA auswandern?" Es war Anfang der für uns im positiven Sinne wüsten Achtziger, wir hörten Bowies " Heroes", AC/DC, The clash und "New years day" von den erwachenden U2. Motorradtouren, nächtliche Diskoexesse, die üblichen Saufgelage bei nie endenwollenen Feten- das ganze Leben war eine einzige, gigantische Party. Wir waren zu sechst. Wir waren drei Paare. Wir waren befreundet und verstanden uns prächtig. Wir waren Handwerker, Beamtin, Geschäftsführer, Arbeiter, Kosmetikerin und vorallem waren wir NEUGIERIG !!  Nach einem Kretaurlaub infizierten Nello u. Claudette uns anderen Vier so nachhaltig durch ihre schwärmerischen Kreta-Reiseberichte mit dem Fernwehvirus, daß der Schritt zur "historischen" Idee ein kleiner war. Schnell wurde aus dem Einfall ein Plan, aus visionären Vorstellungen ein reales Konzept. Die Zeitschrift "Die zweite Hand" avancierte zum meistgelesenen Blatt in unser aus Kostengründen eilig inzenierten WG. Alles, was für einen wahrscheinlich dauerhaften Aufenthalt auf dem noch so weit enfernten Kreta sinnvoll erschien, wurde gesucht: gebrauchter Aussenbordmotor nebst dazugehörendem Schlauchboot, Surfbretter, Harpunen - schließlich hieß unser auserwähltes TRAUMZIEL nicht Kärnten, sondern Kreta...Paralell zu unseren umfangreichen Planungen ging das gewohnte, alltägliche (Arbeits)leben weiter. Priorität hatte jetzt natürlich, so viel Geld wie möglich bis zu unserer geplanten Abreise zusammen zubekommen. Jeder von uns besaß neben Auto oder Krad einen kompletten Hausstand den es nun rasch mehr oder weniger komplett zu veräussern galt.

Man kann nur desillusioniert werden, wenn man sich überhaupt Illusionen gemacht hat. Natürlich hat man viele Vorstellungen von der Zukunft, besonders wenn diese trotz Planungen eigentlich recht ungewiß ist. Doch erstens waren wir ja nicht "aus der Welt", zweitens alle jung und kinderlos und drittens war da neben der schon erwähnten allgemeinen Neugier diese geile Illusion eines anderen Lebens. Was würde sich verändern in unserem Leben? Spontan fällt einem zuerst das ungleich bessere Wetter ein und damit zwangsläufig eine entscheidende Verbesserung der Lebensqualität. Punkt - das sitzt, das ist es, genau - endlich fast ganzjährig Sommer, Sonne satt - Kreta hat ca. 325 Sonnentage im Jahr, was brauchts da andere, weniger naive Gründe?? Wir waren Anfang zwanzig, etwas crazy, eigentlich glücklich und das Leben in der Krake Berlin war aufregend und ziemlich in Ordnung und alles war o.k. Plötzlich aber war alles anders, innen, in meinem Bewusstsein entstanden die neuen Bilder, sie waren unscharf noch, kein ZOOM available, noch nicht Feinabstimmung später. Doch die Illusion nährte fortan meine Fantasie, nicht mehr zu stoppen... Die Vorbereitungen liefen gut an, ich durchlebte eine Phase mit tollen Tagträumen, der Job wurde verrichtet wie das zwar etwas nervende, aber notwendige zwanzigsekündlich zuwiederholende Drücken des Brauseknopfes in einer öffentlichen Badeanstalt- man musste die, wie das wohlig niederprasselnde, warme Wasser, träumerischen Zukunftsvionen unterbrechen, den Knopf drücken, die Arbeit machen. Kreta - wir kommen! 

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