Wir übernachteten in einem günstigem "Gastonika" einige Kilometer von der Hauptstrasse entfernt, in einer kleinen Ortschaft. Da die Zimmer nicht sonderlich einladend waren, fiel es mir nicht schwer, mich freiwillig als Wachposten zu melden und die Nacht in unserem Bus zu verbringen. Mit einem Lächeln quittierte ich die Berichte am nächsten Morgen: durchgelegene Matratzen, Flöhe, eiskaltes Wasser. Eine nichtfunktionierende Klospülung und das die halbe Nacht über keifende und zankende Vermieterpaar komplettierten die Erfahrungen einer offenbar erholsamen Nacht. Ich hatte von alldem nichts mitbekommen und gut geschlafen.  Wir hatten es relativ eilig, denn in den frühen Morgenstunden gab es wenig Verkehr, so dachten wir zumindest. Doch weit gefehlt, auf der Autobahn ging es zu wie beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Haarsträubende Verkehrssituationen ergaben sich fast ständig. Überholt wurde nach dem Amok-Prinzip. Häufig scherten ganze Konvois zum Überholen auf die Gegenspur aus, ohne grosse Rücksicht auf den Gegenverkehr. Ich dachte bei mir oft, wie kann der letzte in dieser Schlange überhaupt sehen, was da vorne passiert? Und trotzdem waren diese waghalsigen Konvois oft 15 Autos lang... Ich erinnere mich gut an einen Rast-stop der besonderen Art. Irgend jemand hatte plötzlich das dringende Bedürfniss, eine Toilette aufzusuchen. Natürlich war gerade, wenn man danach Ausschau hält, weit und breit kein Parkplatz in Sicht. Notgedrungen lenkte Nello den Bus auf einen holprigen Feldweg und nach ca. 800 Metern stoppten wir. Auf der rechten Seite lag ein dichtes Maisfeld, worin eine unserer Damen eilig verschwand. Während die anderen damit beschäftigt waren Karten zu studieren, nutzte ich die Gelegenheit um mir ein wenig die Füsse zu vertreten. Linkerhands des sandigen Weges wucherte mächtiges Unkraut. Ich entdeckte einen schmalen Trampelpfad, der sich, scheinbar kaum genutzt, in einen recht dunklen Laubwald hinein wand. Ein altes hölzernes Fuhrwerk wurde vom Wald "gefressen". Die Deichsel lag zerbrochen am Boden und war fast vollständig von feuchtem Moos bewachsen. Die morschen Speichen der Holzräder wurden von Wurzeln umschlungen. Fast schien es, als würden sie dieses landwirtschaftliche Gerät in den dunklen Boden ziehen wollen. Plötzlich vernahm ich aus nächster Nähe das Plätschern von Wasser, ausserdem Gelächter und Gekreische. Nach wenigen Schritten durchs Unterholz sah ich einen kleinen Wasserfall, der kristallklares Wasser führte und aus 6 Metern in einen winzigen See stürzte. Einige einheimische weibliche Schönheiten vergnügten sich darin und ich wünschte mir für einen kurzen Augenblick, der Erfinder der durchsichtigen Bademoden zu sein.
Fortsetzung folgt.............

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